Mittelalterliches Malta

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Ende des 10. Jahrhunderts war das Mittelmeer Zentrum eines Krieges der drei großen Mächte jener Zeit: die Byzantiner, die Muslime und die Normannen. Die Normannen breiteten sich 1014 n.Chr. zuerst in Italien aus und nahmen 1091 unter Roger Hauteville nach einem 30-jährigen Krieg mit den Arabern Sizilien ein. Von dort aus segelte Graf Roger weiter nach Malta.

Die Araber verließen Malta sehr schnell nach der Ankunft der Normannen, da diese verlangten, dass alle christlichen Sklaven befreit werden sollten. Des Weiteren mussten alle Pferde und Waffen an die Normannen übergeben werden. Die Religionsfreiheit wurde eingeführt, Christen und Muslime wurden gleich behandelt. Dies muss jedoch hinterfragt werden, da nur die Christen keine Steuern zahlen mussten. Auch wurden zu jener Zeit viele Kirchen und Kapellen wieder aufgebaut. Eine Legende besagt, dass Maltas Nationalflagge vom Wappen des Grafen Roger stammt. Dieser Mythos ist auch heute noch so stark vertreten, dass am 4. November Messen zum Gedenken an Graf Roger gehalten werden, damit seine Seele ruhen kann.

Bis 1127 n.Chr. nahm Roger alle maltesischen Inseln ein und Malta und Gozo wurden in die neuen politischen, ökonomischen und sozialen Systeme der latein-christlichen Herrschaft eingebunden. Malta stellte sich hierbei, wie auch viele Male danach, als guter sowie strategischer Standort dar. Dies resultierte in der Eroberung von Djerba im Jahr 1135 n.Chr. und in den 1140ern von Nordafrika durch die Normannen.

Ab Mitte des 12. Jahrhunderts etablierte sich die latein-christliche Kirche in Sizilien und Malta immer weiter. Ein Bericht von 1240 weist jedoch darauf hin, dass zu dieser Zeit noch über 800 muslimische Familien auf den maltesischen Inseln wohnten und die Bischöfe meistens in Sizilien waren. Bis 1156 n.Chr. war der Erzbischof von Palermo für Malta verantwortlich, wobei diese Aufgabe 1168 nachweislich an Bischof John übergeben wurde. Dahingegen datiert der Majmuna Grabstein auf das Jahr 1174, dass, nach fast einem Jahrhundert nach der Einnahme von Graf Rogers Sohn King Roger, weiterhin Religionen nebeneinander existieren. Die arabisch sprechende, christliche Bevölkerung war somit zwischen zwei Welten gefangen.

Die Isolation von Malta und Pantelleria erklärt die kulturellen Unterschiede zu Sizilien im späten Mittelalter. Auf den Maltesischen Inseln und Pantelleria wurde überwiegend weiterhin Arabisch gesprochen, wobei Sizilianisch üblicherweise in geschriebener Form während der normannischen Herrschaft benutzt wurde.

Trotz allem wuchs mit der Zeit der kulturelle Einfluss durch Sizilien auf den maltesischen Inseln, da Adelige und Kaufleute im regelmäßigen Kontakt zu Sizilien standen. Zudem basiert die maltesische Kirche und Regierung auf der sizilianischen. Junge maltesische Männer wurden nach Sizilien geschickt, um sich dort weiterzubilden und die Kulturen vermischten sich dadurch. Maltesische Saisonarbeiter arbeiteten zudem in Sizilien und wurden in Val di Noto oder anderswo sesshaft. Bis 1500 n.Chr. hatten sich die sizilianischen Einflüsse soweit in der maltesischen Bevölkerung bemerkbar gemacht, dass sie sich auf das alltägliche Leben und Handeln auswirkten.

Christliche Missionare arbeiteten zusammen mit den muslimischen Bauern und griechischen Eremiten, um ihren Glauben zu verbreiten. Besonders viele der byzantinischen und paleo-christlichen Orte eigneten sich ideal für unterirdische Kirchen. Muslimische Gotteshäuser wurden in christliche Kirchen konvertiert. Unter den katalanisch-aragonesichen Königen von Sizilien benutzten katalanische Kaufleute Malta als Handelsbasis zu Nordafrika und Levant.

Zu diesem Zeitpunkt entwickelte sich Malta als Hauptstützpunkt, 1300 n.Chr. vermerkte Ramon Llull Malta für die Kreuzzüge mit strategischem Wert und Malta erschien immer häufiger auf marianischen Karten und Logbüchern von Händlern. Geschäftliche Verbindungen mit Sizilien waren essentiell für Malta und festigten sich immer mehr. Mit der Hilfe von italienischen und katalanischen Händlern wurde Baumwolle auf den internationalen Märkten etabliert.

Im Verlauf des Mittelalters war das Vermögen der Insel immer mehr mit verschiedenen europäischen Adeligen und Königen verbunden.
Zum Ende des 12. Jahrhunderts endete die normannische Herrschaft in Süditalien, Sizilien und Malta aus verschiedenen Gründen, wie z.B. den Angriffen von Seestreitkräften aus Pisa und Genua.

Papst Clement IV nahm zusammen mit Karl I. von Anjou 1250 Sizilien ein, was in Streitigkeiten und einem Krieg endete, welcher 18 Jahre anhielt. Karl I. siegte, aber er war ein Tyrann und sein Angevinisches Reich hielt nicht lange an. Bei einem Aufstand im Jahr 1282, bekannt als die “Sizilianische Vesper”, ermordeten sizilianische Rebeln 3.000 Franzosen, wodurch König Karl I. die Kontrolle über die Insel verlor. Peter III. von Aragon wurde 1283 zum König von Sizilien ernannt, woraufhin im Juli desselben Jahres die Schlacht von Malta im Grand Harbour stattfand. Die angevinische Flotte war besiegt und nahm dadurch Malta nur für eine sehr kurze Zeit ein. Die Malteser waren darüber sehr erfreut, da sie, wie die Sizilianer, gegen die Aragoneser aufgestanden sind. Auch wenn die Zeit der Aragoneser nur kurz war, wurde Malta immer mehr in die latein- und europäischen Rechtssysteme eingebunden.

Obwohl Malta offiziell zum Königreich Sizilien gehörte, wurde es während der aragonesischen Zeit eher als ‘Lehen’ für Adeligen angesehen, welche ‘Grafen von Malta’ genannt wurden. Infolgedessen wurden zwischen den Jahren 1283 und 1350 viele Sizilianer aufgrund der Erbfolge die Titel des Marquis oder Grafen von Malta zugeschrieben. Die Könige von Aragon erließen ihnen zudem die politische Autorität, ebenso wie die Steuerrechte.

Im Jahr 1350 baten die Malteser König Johann I. von Aragon Malta und Gozo von der direkten Herrschaft Siziliens zu befreien und die Inseln unter seinen Herrschaftsbereich zu nehmen. Ein Dokument dafür wurde im selben Jahr unterzeichnet, jedoch von den darauffolgenden Königen ignoriert. Die Unzufriedenheit breitete sich zwischen 1393 und 1397 immer weiter aus, wodurch King Martin I 1393 anordnete, dass die Maltesischen Inseln nicht mehr als Lehnsgut angesehen wurden.

Dieses Versprechen wurde zum wiederholten Male 1420 unter dem aragonesischen König Alfonso V. gebrochen und die Malteser mussten hohe Steuern bezahlen. Unter der Herrschaft von Gonsalvo Monroi (auch Monroy) bis 1425 verarmten die Malteser. Um Monroi loszuwerden, bezahlten die Malteser 30.000 Gulden zurück, die Summe, die er für die Inseln bezahlt hatte. Daraufhin wurde Mdina in ‘Citta Notabile’ umbenannt und ein selbstgesteuertes Rechtssystem, bekannt als ‘Universita’, wurde eingeführt. Die Zurückzahlung war für Malta nicht einfach und zu allem Übel verwüsteten Piraten sowie die Pest Malta.

Seeräuberei war besonders zu angevinischen Zeiten üblich. Die angesehenen maltesischen Familien bewaffneten Galeeren und investierten in Seeräuberei im sizilianisch-afrikanischen Kanal entlang der nordafrikanischen Küste und im Ionischen Meer. Hohe Profite wurden gemacht, aber die Folgen waren hart.

Eine große tunesische Macht nahm 1429 die Inseln und Mdina ein. Glücklicherweise verließen die Nordafrikaner die maltesischen Inseln wieder, nahmen jedoch tausend maltesische Sklaven mit sich. Zum Schutz wurden ausländische Soldaten nach Malta gebracht, mussten aber in privaten Haushalten unterkommen. Trotz allem wurde Malta über die nächsten fünf Jahrzehnte bis 1530 mehrmals angegriffen, was 1528 durch die Einnahme von Mosta von Sinans Männer seinen Höhepunkt erreichte.

Nach dem Tod von König Alfonso V. und seines Bruders, gingen die Inseln in die Hände der zusammengefügten sizilianischen und spanischen Mächte über. Spanien herrschte zu jener Zeit über Sizilien. Bedauerlicherweise wurden die Malteser noch mehr Leid ausgesetzt. Unter Herrschaft von König Ferdinand und Königin Isabella wurde Malta als Konsequenz der Seeräuberattacken von einer 18.000 starken Armee aus Tunesien angegriffen. Da die maltesische Bevölkerung unter der Anzahl der Angreifer lag, wurden 3.000 Malteser trotz Widerstands in die Sklaverei gezwungen. Daraufhin ordnete König Ferdinand an, einen Befestigungsturm am Eingang des Grand Harbours zu bauen, die Festung St. Elmo.

Neben der konstanten Angst vor maurischen Angriffen, wurden die Inseln regelmäßig von politischen Gegnern des Königs von Sizilien, wie den Angevinern, Genuesen oder Venetianern, angegriffen. Eine katalanisch-aragonesische Flotte plünderte 1298 Malta, Gozo und Pantelleria, um Frederick III von Sizilien zu unterdrücken. Ab 1470 verstärkten sich die Bedrohungen, da Barbarossa sich in Djerba niederließ und das Ottomanische Reich versuchte sich auszubreiten.

Mit dem Beginn der Ansiedlung des Ordens in Malta hatten die Inseln eine Bevölkerung von ca. 20.000, was mit einer mittelgroßen Stadt in Sizilien zu vergleichen war. Lokale Produkte, wie Getreide und andere Lebensmittel waren limitiert auf ein paar Monate im Jahr, die restliche Zeit wurde Getreide von Sizilien steuerfrei importiert. Für Notfälle, wie Epidemien, Wetterumschläge oder feindliche Angriffe, wurden Maßnahmen getroffen die Inseln in solchen Zeiten abzusichern. Im Falle eines Angriffes einer großen Macht konnten sich dadurch Malta und Gozo wochenlang verteidigen und gleichzeitig ihren Handel und die Kommunikation aufrechterhalten.

Nachdem die Ritter des Johanniterordens von den Türken, nach acht Jahren in Europa, aus Rhodos vertrieben wurden, gab König Karl V von Spanien Malta an diese als Basis weiter. Der maltesische Adel fühlte sich dadurch zum wiederholten Male betrogen.

Die feudale Historie Maltas vom 11. bis zum 15. Jahrhundert brachte mit sich, dass das Land wirtschaftlich und sozial während des Mittelalters leidete. Im Gegensatz zum restlichen Europa profitierte es nicht von der sozialen und künstlerischen Renaissance. Mit der Ankunft des Johanniterordens 1530 nach Malta und Gozo änderte sich dies jedoch. Die Inseln standen nicht weiter im Schatten Siziliens, die politische Kontrolle und Verteidigung wurde nun vom Orden getragen. Auch wenn Malta weiterhin auf die Getreidelieferung Siziliens angewiesen war, war der Wechsel von einer kleinen Gemeinschaft unter dem sizilianischen Vizekönig zu einer direkten Administration der Ritter von St. John revolutionär.

Die ersten Karten von Malta sind aus verschiedenen Karten des Mittelmeeres zusammengesetzt.
Die Karte von Al-Idrisi von 1157 hat besondere Bedeutung aufgrund der Antiquität und Rarität. Sie ist damit wahrscheinlich die erste Karte, die Comino zeigt und als solches benennt.

Al-Idrisi beschreibt Malta als: “Im Osten dieser Insel (Pantelleria) in einer Entfernung von 100 Meilen befindet sich die Insel Gozo, mit einem abgeschirmten Hafen. Im Osten dieser liegt Malta, eine große Insel mit einem abgesicherten Hafen, der sich zum Osten öffnet. Malta hat eine Stadt. Die Insel strotzt vor Weiden, Herden, Früchten und vor allem Honig.”

Die erste Karte, auf der Malta separat dargestellt wird, ist auf die 1470er zu datieren und zeigt die wachsende Bedeutung Maltas als Zentrum des Mittelmeeres trotz seiner kleinen Größe. Dies war ein Durchbruch für die Navigation und einer seeüberquerenden Brücke zwischen Sizilien und den Barbareskenstaaten.

PRIMÄRE LITERATUR:
Satellite, Sentinel, Stepping Stone. Medieval Malta in Sicily’s Orbit – Charles Dalli

REFERENZEN:

1. Bruno 2004
2. Nathaniel Cutajar 2001
3. Aufzeichnet vom arabischen Historiker al-Qazw n und im Detail beschrieben von al-Himyar ,
4. Fiorini 1999; Fiorini 2004)

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